Sparsame Kolonne

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Kosten senken mit Platooning

Das Platooning-Projekt von MAN, DB Schenker und der Hochschule Fresenius endet mit einer positiven Bilanz. Auch die Testfahrer verlassen die Studie als überzeugte Kolonnen-Fahrer.

„Platooning macht das Fahren stressfreier“, so das Fazit von Andy Kipping. Er begleitete als einer von zehn Fahrern drei Monate lang das Platooning-Projekt. Der 33-Jährige saß dabei in einem der digital gekoppelten Gliederzüge, die auf der A9 zwischen den DB-Schenker-Niederlassungen in München und Nürnberg rund 35 000 Testkilometer zurückgelegt haben. 

„Als Partner von DB Schenker haben wir zehn unserer Fahrer ausgewählt und sie für die Fahrten mit den Lkw-Platoons schulen lassen“, sagt Andreas Tremel von der Alfred Amenda & Sohn Transport GmbH. „Die Fahrer haben ihre anfängliche Skepsis bereits im Rahmen der Schulung verloren. Während des Feldversuchs fanden sie es dann ganz toll, live dabei sein zu können.“

Vom Lkw-Fahrer zum Platooning-Piloten

„Am Anfang habe ich es mir schlimmer vorgestellt“, bestätigt auch Fahrer Andy Kipping. Der 33-Jährige teilte seine Bedenken mit den anderen Testfahrern. „Machen wir uns damit überflüssig oder verdienen wir bald nur noch die Hälfte?“ Das waren zwei der kritischen Fragen, mit denen sich Dr. Sabine Hammer, Sozialforscherin an der Hochschule Fresenius im Vorfeld des Projekts konfrontiert sah. „Und die Fahrer haben sich natürlich auch Gedanken gemacht, wie sehr sie sich auf die Technik verlassen können. Oder ob sie die Kontrolle verlieren.“, beschreibt Andreas Tremel weitere Sorgen seiner Fahrer. In der Praxis wäre aber das Vertrauen in das System schnell gewachsen und die Fahrer hätten Spaß gehabt, damit zu arbeiten. Weitere Befragungen während des Versuchs hätten laut Forschungsergebnis zudem gezeigt, dass die Fahrer Platooning eher als Aufwertung des Berufs ansehen. Sie hätten bemerkt, dass sie mit noch mehr Technik umgehen könnten und der Beruf anspruchsvoller würde. Sozialforscherin Dr. Hammer sieht hierin sogar einen Anreiz für junge Leute, sich für den Beruf zu entscheiden: „Man muss nicht Lkw-Fahrer bleiben, sondern kann zum Platooning-Piloten aufsteigen.“

An Bord vermessen

„Allen Fahrern war anfangs eine gewisse Nervosität anzumerken“, sagt Andreas Tremel. Was sicherlich daran gelegen hätte, dass es sich um keine alltägliche Situation gehandelt habe: Für den Feldversuch wurden die Fahrer mit einer Brille und einer verkabelten EEG-Haube ausgestattet. Letztere um die Wachheits- und Aktivierungsgrade der Testfahrer zu messen. Die Brille kontrollierte die Augenbewegungen der Piloten. „Die Fahrer haben sich aber schnell an die Messgeräte gewöhnt und sie schnell nicht mehr als störend empfunden“, so der Qualitätsmanager.

Die Analyse zeigt, dass die Platoon-Fahrer während der Fahrt nicht stärker belastet sind als Fahrer konventioneller Lkw. Außerdem ergab die Auswertung der mehreren hundert Milliarden Daten, dass die Platoon-Piloten auch nicht angestrengter oder ermüdeter sind als andere.

Kraftstoffeinsparung mit Luft nach oben

Technisch funktioniert Platooning zuverlässig – darüber sind sich alle beteiligten Partner einig. Und auch in Sachen Spritsparen birgt das Projekt Potenzial, das noch nicht voll ausgeschöpft wurde. Die aktuellen Testfahrten haben zu einer Kraftstoffersparnis von drei bis vier Prozent geführt. „Es war ein tolles Projekt, und wir haben gute Ergebnisse erzielt“, sagt MAN-Vorstandschef Joachim Drees, auch wenn einige Branchenkenner mehr Verbrauchsvorteile erwartet hätten. Das hätte maßgeblich mit den Vorgaben der Ausnahmegenehmigung zu tun, erläutert Drees. Sie sah zum Beispiel eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und einen Mindestabstand von 15 Metern vor. Der Einsatz des vorausschauenden Tempomaten war somit nicht möglich. Er bewegt sich üblicherweise im Korridor von 75 bis 84 km/h und führt zu weiteren Einsparungen. Der festgelegte Abstand hat weitere Erfolge verhindert: Bei einem geringeren Abstand von 12,5 Metern wäre die Kraftstoffreduktion spürbar höher ausgefallen.

Die Studie insgesamt: ein Etappenerfolg auf dem Weg zum automatisierten Fahren.Die Fahrer von Andreas Tremel wären am liebsten gleich auf die neue Technologie umgestiegen: „Im Endeffekt waren hinterher alle traurig als der Feldversuch vorbei war.“

Noch mehr erfahren?

Hier findet ihr alle Ergebnisse des Feldversuchs mit den Lkw-Platoons.