Wie ein MAN Frontlenker wieder zum Leben erweckt wurde

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Die Geschichte einer ganz besonderen Restaurierung

Warum Hubert Hörndl, Inhaber der Hörndl Transport GmbH in Forstinning bei München, den museumsreifen MAN Frontlenker mit F8 Fahrerhaus wieder auf Vordermann bringen lassen wollte, hatte mit Sicherheit nostalgische Gründe. Die Liebe zu dieser Baureihe resultierte sicher auch daraus, dass die Erfolgsgeschichte seines Unternehmens mit solchen Autos begonnen hat.

Warum Manfred Scharfenberger, Geschäftsführer der FHS Fahrzeughandel & Service GmbH und seine Partner, den Auftrag angenommen haben, konnte er eigentlich heute gar nicht so genau sagen. „Wir kannten uns halt persönlich und kamen ins Gespräch. Dabei sagte Hubert Hörndl uns, dass er Interesse hätte, dieses Fahrzeug wieder aufbauen zu lassen und ob wir jemanden kennen, der dazu in der Lage sei. Spontan war unsere Antwort, dass wir das schon machen könnten, allerdings nur so als Pausenfüller, um eventuelle Leerlaufzeiten in der Werkstatt zu überbrücken und ohne uns auf einen Fertigstellungstermin festzulegen. Was er uns zu diesem Zeitpunkt verschwiegen hat, war, dass sich vorher schon zwei andere „Restaurateure“ daran versucht hatten. Die haben das Auto zerlegt und erkannten dabei offensichtlich, dass sie an ihre Grenzen gestoßen sind. Zugegeben, hätten wir das „Auto“ vorher gesehen, hätte unsere Einschätzung vermutlich auch gelautet: „Das ist ’ne Nummer zu groß für uns, daran können wir uns nur verheben“. Wie wir „Ossis“ aber nun mal so sind, gesegnet mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein, sagten wir: „Das schaffen wir schon!” 

Wir haben jedoch sehr gute Fachleute. Die können sprichwörtlich gesagt aus Sch… Bonbons machen.

Die Odyssee beginnt

Der Frontlenker wurde dann am 13. November 2014 bei der FHS am Standort Zella-Mehlis in Südthüringen angeliefert. Ein Lkw brachte ein Fahrgestell, Reste von einem F8 Fahrerhaus und einen Container voller teilweise nicht mehr definierbarer Einzelteile. Heute lacht Manfred Scharfenberger, wenn er sich erinnert. Damals war ihm anders zumute. Aber aufgeben darf man eben erst, wenn man etwas vergeblich versucht hat. Und so begann das, was Scharfenberger und seine Partner rückblickend als Odyssee bezeichnen, die mit der Auslieferung eines komplett restaurierten Oldtimers am 27. April 2019 nach knapp viereinhalb Jahren zu Ende ging. Viel, viel Rost, eine Unmenge von Einzelteilen, zerrissene Kabel und vieles mehr. Das Fahrerhaus war ebenfalls vom Rost regelrecht zerfressen. 

„Nur sehr wenige Originalersatzteile haben wir noch über MAN beziehen können. Die große Masse haben wir grundhaft aufgearbeitet, Kotflügel, Fenstereinfassungen, Fahrerhausboden teilweise selbst angefertigt. Wir haben jedoch sehr gute Fachleute. Die können sprichwörtlich gesagt aus Sch… Bonbons machen.“

Das Puzzle setzt sich zusammen

Über Internet und Teilebörsen, mit viel Geduld, großem Geschick und mit vollendeter Handwerkskunst gelang es, Stück für Stück das Puzzle wieder zusammenzusetzen. Motor und Getriebe wurden zerlegt und restauriert, die Innenausstattung von einem Sattlermeister wieder in den Originalzustand versetzt, der auch die Sitze aufgearbeitet hat. Kabelstränge, Lampen und alle weiteren Elektronikkomponenten mussten komplett erneuert werden. Blechteile wie Rahmen, Luftfiltergehäuse, Abdeckungen, Tanks, Felgen usw. wurden aufgearbeitet und in Originalfarbe lackiert, Bremsen repariert und neue Reifen montiert. Mit jedem sichtbaren Fortschritt wuchs die Zuversicht, dass aus dem Projekt letztlich ein Erfolg werden würde.

Nachdem die Arbeit begonnen war und erste Reparaturabschnitte erfolgreich verlaufen sind, kam zu keiner Zeit mehr der Gedanke auf, das Projekt aufzugeben oder gar hinzuschmeißen.

Angst und bange wurde allen Beteiligten jedoch bei dem Blick auf jede, im Laufe der gesamten Zeit registrierte Stundenabrechnung. Es gab aber nun kein „Zurück“ mehr, darin waren sich alle einig. In der Abschlussbilanz stand neben den hohen Material- und Beschaffungskosten mit allem Drum und Dran ein Arbeitszeitaufwand von circa 3 600 Stunden zu Buche. Bei aller Liebe zu solch einem Auto, wäre die reguläre Stundenabrechnung unter „normalen“ kaufmännischen Bedingungen wohl nicht zu bezahlen gewesen. Am Ende einigte man sich daher auf einen Pauschalpreis. 

„Von dem ursprünglichen Ziel, Geld mit diesem Auftrag zu verdienen, hatten wir uns im Laufe von viereinhalb Jahren Restaurationszeit aber meilenweit entfernt. Dazugewonnen haben wir dafür Selbstvertrauen, Zuversicht, Stolz auf unsere Handwerkskunst und die Erkenntnis, dass man, wenn man einen Toten wieder zum Leben erwecken will, eben Zeit und viel Geduld aufbringen muss. Wir sind im Laufe dieser Zeit, im ständigen Kontakt mit Herrn Hörndl, unserem Ziel Schritt für Schritt nähergekommen. Nachdem die Arbeit begonnen war und erste Reparaturabschnitte erfolgreich verlaufen sind, kam zu keiner Zeit mehr der Gedanke auf, das Projekt aufzugeben oder gar hinzuschmeißen.“

„Wir sind stolz auf unsere Fachleute“

Das Projekt ist für die Teams in allen drei Betriebsstätten der FHS während dieser Zeit zu einer Art Ehrensache geworden und nicht nur für die beteiligten Mitarbeiter, die Enthusiasmus und besonders viel Herzblut investiert hatten. Acht bis zehn Personen haben insgesamt, drei davon permanent, an diesem Fahrzeug gearbeitet. „Wir sind wirklich stolz auf unsere Fachleute und froh, dass wir sie haben”, so Scharfenberger. „Am Ende hatten sich alle Mitarbeiter mit dem Oldtimerprojekt identifiziert. Die Übergabe an Hubert Hörndl war von beiderseitiger Freude getragen und sehr emotional. Und neben dem tollen Ergebnis hat sich – und das ist genauso schön – aus einer Geschäftsverbindung eine echte Freundschaft entwickelt.“  

Der Auftragnehmer: FHS Fahrzeughandel & Service GmbH: