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Die Powerfrauen von Janina Martig Logistics

Janina Martig – waschechte Schweizerin aus Basel – ist Unternehmerin, Fahrerin, Model und Bloggerin. Wenn man so will, hat die Frau also vier Jobs, die sie gut unter einen Hut bekommt. Das schafft sie unter anderem mit der Unterstützung ihres durchweg weiblichen Powerteams, das für Janina Martig Logistics durch Europa fährt. Trucker’s World hat mit Janina gesprochen und zieht den Hut vor so viel Frauenpower am Steuer.

Wie bringen Sie ein Leben als Unternehmerin, Truckerin, Model und Bloggerin unter einen Hut? Über ausreichend Abwechslung können Sie sich wahrscheinlich nicht beschweren?

Janina Martig: „Klar, das ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Aber diese Abwechslung, die macht’s eben aus. Priorität hat natürlich das Unternehmen, aber daneben hat man noch andere Dinge. Ich war gerade für vier Tage auf Tour in Südfrankreich, im Anschluss habe ich gemodelt und den Blog schreibe ich dann, wenn sich zwischendurch Zeit findet.“

Was hat es mit dem Blog auf sich?

JM: „Die Idee des Blogs ist entstanden, weil ich gesehen habe, dass es in dieser Sparte noch sehr wenig gibt. Zudem wurde ich immer wieder auch von Followern angeschrieben, die branchenspezifische Fragen gestellt haben. Es entwickelt sich ja auch ganz gut: Wir wachsen und es ist ein toller Ausgleich zum täglichen Transportgeschäft.“

Wie ist Ihre Leidenschaft für Lkw entstanden?

JM: „Mein Vater hatte eine Bauunternehmung mit einigen Lastwagen. Ich habe das dadurch alles schon als kleines Kind erlebt. Das waren zwar eher Kipper und Baustellenfahrzeuge, aber die Faszination war von Anfang an da. Mit 19 habe ich dann den Führerschein gemacht und bin für meinen Vater gefahren. Die Idee, eine eigene Spedition zu gründen, hatte ich schon lange. Da hat aber eben auch lange ein wenig der Mut gefehlt. Es ist ja auch nicht ganz einfach in der heutigen Zeit und im Transportgeschäft sowieso nicht. Aber dann habe ich 2014 angefangen mit dem ersten eigenen Lkw, heute sind es bereits zehn.”

Früher war das Lkw-Fahren mit einem Freiheitsgefühl verbunden. Ist das heute immer noch so oder hat sich das in den vergangenen Jahrzehnten verändert?

JM: „Der Druck ist auf jeden Fall enorm gewachsen. Das Laden und Beladen, der Kostendruck, das Verkehrsaufkommen – da ist der Freiheitsgedanke wohl eher im Hinterkopf. Wenn man eine internationale Tour mit einem größeren Zeitrahmen hat, dann kann dieses Gefühl hingegen durchaus noch aufkommen.“

In Deutschland haben Berufskraftfahrerinnen und Fahrer teilweise mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Wie nehmen Sie das in der Schweiz wahr?

JM: „Das ist auch bei uns in der Schweiz nicht anders, vielleicht nicht ganz so schlimm wie in Deutschland, aber man hat da schon zu kämpfen. Sehr viele Leute sehen in Lkw eher eine mühsame Behinderung und haben Vorurteile gegen Fernfahrer. Aber was wäre denn, wenn wir alle mal den Lkw einen Tag stehen lassen würden?”

Was zeichnet die Trucker-Community in Ihren Augen aus?

JM: „Da gibt es schon einen Zusammenhalt. Wenn man unterwegs ist an Rasthöfen zum Beispiel, da bekommt man schnell Anschluss zu anderen Fahrern oder auch Fahrerinnen, wenn man das möchte. Auch bei Facebook gibt es eine Menge Gruppen, in denen man sich austauscht. Da ist alles Mögliche mit dabei: von Staumeldern bis hin zu Fotostories mit den schönsten Truckerbildern. Das ist schon eine Community, die über die Grenzen hinaus geht, wo sich enge Kontakte entwickeln können.“

Der Berufszweig gilt nach wie vor als Männerdomäne. Wie steht es um die Akzeptanz von Fahrerinnen innerhalb der Branche?

JM: „Das ist mittlerweile viel besser geworden. Es gibt deutlich mehr Frauen als noch vor fünf Jahren. Wir haben sehr viele Anfragen von jungen Frauen, die diesen Berufswunsch haben. Es gibt auch keinen grundsätzlichen Widerstand und keine negativen Reaktionen, die einem als Fahrerin entgegengebracht werden. Klar, man muss sich immer durchsetzen – im Beruf und auch als Unternehmerin. Aber das ist normal.”

Als Frau nachts auf Rastplätzen, haben Sie da ein ungutes Gefühl?

JM: „Also mir ist noch nichts Negatives passiert. Bei uns in der Schweiz, da darf man sich eigentlich auch sehr sicher fühlen. Es gibt aber im Ausland durchaus Orte, da ist man weit und breit die einzige Frau. Da kann es schon zu Situationen kommen, in denen man sich vielleicht nicht ganz so wohl fühlt und einfach ein wenig achtsam sein muss. Beispielsweise, wenn man sich mitten in der Nacht durch eine Männergruppe zur Dusche durchkämpft.“ 

Sie haben sich bewusst dafür entschieden, dass bei Ihnen im Unternehmen fast ausschließlich Frauen fahren. Warum?

JM: „Ich habe mich nicht dafür entschieden, weil ich der Meinung bin, dass Frauen die besseren Fahrer sind. Mich hat der Gedanke fasziniert, in einer Männer-dominierten Branche etwas anderes zu machen. Das war schon auch eine Marktlücke, etwas Neues. Ich wusste vorher ja auch nicht, ob es überhaupt genügend Frauen mit der Bereitschaft gibt, für uns zu fahren. Aber es hat funktioniert.”