Nur nicht schlapp machen

Truck Life

Damit es läuft, müssen Fahrer sich auf ihre Reifen verlassen können.

Lkw-Reifen haben einen harten Job, und sind wesentlicher Faktor für einen reibungslosen Ablauf. Im Interview verraten die Experten von Continental Reifen Deutschland GmbH worauf es bei der Entwicklung ankommt, was moderne Reifen können müssen und was für die Fahrer wichtig ist. Vorab aber nochmal ein kleiner Exkurs in die Geschichte. 

Es muss einen ziemlichen Lärm gegeben haben, wenn ein Lastwagen um 1900 mit seinen mit Eisen beschlagenen Holzrädern über die Kopfsteingepflasterten Straßen gepoltert kam. Sicherlich nur ein Aspekt, der Heinrich Büssing veranlasste, sich schon früh um die Räder- und Reifenentwicklung für Nutzfahrzeuge zu bemühen. Nach Versuchen mit Holzspeichen-Rädern, die zunächst mit Eisen, etwas später mit Vollgummi bereift wurden, entwickelte und erprobte Büssing im Mai 1906 mit den Continental Werken Hannover den Luftreifen für Lastwagen und Omnibusse. Seitdem hat sich selbstverständlich viel getan in der Reifenentwicklung, wie das folgende Interview mit den Experten von Continental deutlich macht.

Was sind die großen Veränderungen der letzten Jahrzehnte in der Lkw-Reifenentwicklung?

Wir bei Continental haben uns immer stärker auf die Bedürfnisse der Endkunden ausgerichtet. Denn durch die Spezialisierung des Transportgewerbes, kombiniert mit der Weiterentwicklung der Fahrzeuge, sind auch die Anforderungen an die Reifen gestiegen. Heutzutage wird ein größeres, spezialisiertes Produktportfolio mit neuen Größen und Ausführungen benötigt. Beispiele hierfür sind Reifen mit niedrigerem Außendurchmesser (60 % oder niedriger mit dem Ziel, mehr Volumen für den Trailer zu schaffen) für Volumentransporte oder die erhöhte Tragfähigkeit im Zuge der Euro-6-Einführung und durch verbesserte Fahrzeugausstattung.

Welchen Belastungen sind Reifen ausgesetzt?

Lkw-Reifen sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt, vor allem unterschiedlichen Beladungs- und Straßenzuständen sowie vielfältigen Anwendungsbereichen. So erfordern Reifen mit hohem Autobahnanteil insbesondere einen guten Rollwiderstand, während Reifen für eine Nutzung mit starkem Off-road-Anteil hingegen auf Robustheit und Traktion ausgerichtet sind. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Anforderungen entsprechend der Achsposition: Die Vorderachse zeichnet sich durch präzises Lenkverhalten und relativ konstante Last aus, die Hinterachse sorgt für die Übertragung der Antriebs- und Bremsmomente, also für Traktion, und die Trailerachse ist optimiert auf Tragfähigkeit, veränderliche Lasten bei der Be- und Entladung sowie auf Energieeffizienz.

Wie fließen Fahrerbedürfnisse in die (Weiter-)Entwicklung der Reifen mit ein?

Der Fahrer ist derjenige, der die Einflüsse unterschiedlicher Reifen direkt im täglichen Umgang merkt. Insbesondere stehen Eigenschaften im Vordergrund, die störend wirken, wie etwa Geräusche, durch ungleichmäßige Reifenabnutzung hervorgerufen, oder Eigenschaften, die einen Einfluss auf eine Weiterfahrt haben, zum Beispiel Luftverlust durch Verletzung des Reifens. Ein weiteres Thema ist das Verhalten bei widrigen Straßenverhältnissen wie Nässe, Schnee und Eis. Hier ist insbesondere eine gute Traktion wichtig.

Was wird für die Fahrer in puncto Reifenmanagement, Verbesserung und Erleichterung des Arbeitsalltags getan?

Früher erfolgte das Reifenmanagement manuell durch den Fahrer, der eine Abfahrtskontrolle für jeden einzelnen Reifen durchführen musste. Heute ermöglichen unsere Sensoren in den Reifen eine digitale Kontrolle des Reifendrucks und der Temperatur. Dies ist übrigens nicht nur für einzelne Fahrzeuge möglich, sondern auch für ganze Flotten.

Mit unserer Marke Semperit haben wir die Initiative „Unermüdlich. Wie du.“ geschaffen, um den Beruf des Kraftfahrers wertzuschätzen und den Kollegen eine Plattform zu geben, ihre unermüdlichen Geschichten zu erzählen. 

Zu den Stichworten digitale Lösungen und innovative Produkte: Was kommt als Nächstes? Was entwickeln Sie gerade und woran forschen Sie?

Ein wichtiges Zukunftsthema ist für uns der Reifen als Sensor, welcher wichtige Aufgaben im Lkw übernehmen und in das „Gesamtsystem Fahrzeug“ integriert wird: Das heißt konkret, dass er künftig mit Fahrassistenzsystemen kommunizieren und somit für mehr Sicherheit sorgen wird. Zusätzlich arbeiten wir daran, dass weitere Funktionalitäten hinzukommen, welche mehr über den Zustand des Reifens aussagen, wie zum Beispiel die Bestimmung der Profiltiefe oder des Gewichts auf den Achsen.