Der Neue im Fuhrpark tankt Sonnenstrom

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Fahrer Harald berichtet von seiner Praxis mit dem MAN eTGM

Das Traditionsunternehmen Friedrich Wenner Versmolder Vollpappen-Verarbeitungswerk GmbH hat Anfang Mai einen der ersten vollelektrischen MAN eTGM in den Fuhrpark aufgenommen. Der 264 kW (360 PS) starke 26-Tonner mit Kofferaufbau transportiert künftig leise und emissionsfrei Vorprodukte und Fertigerzeugnisse der Kartonagefertigung.

Ganzheitlich ökologisch produziert die Friedrich Wenner GmbH Strom für den Elektro-Lkw mit der eigenen Photovoltaikanlage selbst. Im Rahmen der Fahrzeugübergabe hat MAN sechs Fahrer geschult, die regelmäßig am Steuer des elektrischen Neuzugangs sitzen werden. Harald Napiwotzki ist einer von ihnen. Der 60-Jährige hat 20 Jahre Erfahrung als Berufskraftfahrer, unter anderem im nationalen und internationalen Fernverkehr. Im Wenner-Fuhrpark steuert er seit acht Jahren einen konventionellen MAN TGS Gliederzug mit Schiebeplanen-
aufbau. Dabei transportiert er sowohl Rohpappe zur Produktion als auch fertige Kartonagen zu Kunden aus der Lebensmittelindustrie. Auch den sogenannten Shuttle zwischen Produktions- und Lagerhallen fährt Harald Napiwotzki häufig. Nach den ersten Kilometern im Elektro-Lkw schildert er seine Eindrücke.

Und wenn man dann fährt, das ist schon faszinierend! Man hört keinen Antrieb, aber die Bewegung, der Schub, der ist da!

Harald, wie war die erste Tour im Elektro-Lkw?

Harald: Ich bin vor allem überrascht, wie ungewohnt alleine das Starten ist. Das Interieur und die Bedienung sind eigentlich das Gleiche wie beim normalen Diesel-Lkw. Aber alleine dieses Anlassen: Man hört nichts und merkt dann, wie das Aggregat hochfährt und die Kontrollleuchten anzeigen, wie viel Energie noch zur Verfügung steht. Und wenn man dann fährt, das ist schon faszinierend! Man hört keinen Antrieb, aber die Bewegung, der Schub, der ist da! Gerade das Anfahren kann man mit dem Elektro-Lkw wunderbar dosieren. Auch rückwärts, da braucht man keinen Rangiermodus mehr. Und das Fahren erscheint mir viel flüssiger. Wenn ich mit dem normalen Diesel-Lkw an den Kreisverkehr fahre und anhalten muss, dann braucht es einen Moment zum Anfahren. Mit dem Elektro-Lkw geht das alles viel flüssiger. Ich muss sagen, das ist richtig schön!

Wie wird der Lkw bei Wenner denn eingesetzt?

Harald: Das Fahrzeug wird vor allem als interner Shuttle zwischen den Produktions- und Lagerhallen genutzt. Er soll aber auch mal im Nahverkehr zur Kundschaft fahren. Wir haben hier in Versmold viele fleischverarbeitende Betriebe. Die sagen dann schon mal: „Wir brauchen kurzfristig noch vier Paletten Kartonagen, könnt ihr die liefern?“ Gerade für solche Touren können wir den Elektro-Lkw ideal einsetzen. 

Meinst du, dass ihr mit der Reichweite hinkommt?

Harald: Ich habe schon Meinungen gelesen, wie: „Elektro, was ist das denn? 200 Kilometer nur? Und wenn es dann 300 werden?“ Und so weiter. Aber die werden so ja gar nicht eingesetzt, die sind für den Nahverkehr – im Moment jedenfalls noch. Mit dem Elektro-Lkw fahren wir im normalen Shuttle-Einsatz rund 14 Kilometer am Tag in Doppelschicht. Das ist nicht viel, kommt auch darauf an, wie viel in der Produktion anfällt. Pro Schicht werden es so sieben Kilometer sein, die wir dann fahren. Wie oft muss ich dann laden? Wahrscheinlich einmal die Woche. Und auch wenn wir mal zu Kunden rausfahren, sollte die Reichweite eigentlich nie ein Problem sein. 

Wenn man umsteigt auf Elektro-Fahrzeuge, ist ja auch das Laden erstmal eine Umstellung, wenn man es gewohnt ist, sonst einfach an die Tankstelle zu fahren. Wie ist deine Erwartung?

Harald: Mit dem Diesel-Lkw fahre ich bisher zur Zapfsäule an der Tankanlage direkt nebenan. Dann muss ich die Tankkarte rausnehmen, muss mich einwählen, den Tankdeckel aufschließen, und sobald ich freigeschaltet bin, kann ich tanken. Dann dauert es auch seine Zeit, bis ich die 300, 400 Liter getankt habe. Da wir die neue Ladesäule für den Elektro-Lkw direkt auf dem Firmengelände haben, ist es vom Handling her nicht aufwändiger. Ich fahre ran, stecke das Ladekabel an und das Fahrzeug lädt. Wenn die Batterien leer sind, dauert es mit 150-kW-Schnellladen nur ungefähr eine Stunde, bis sie wieder voll sind. Unsere Ladesäule ist für 50-kW Gleichstromladen ausgelegt. Das heißt, es dauert ungefähr drei Stunden, bis das Fahrzeug komplett voll geladen ist. Bei unserem Einsatz ist das aber kein Problem, das geht dann auch gut nach der zweiten Schicht, zumal wir ja nicht jeden Tag vollladen müssen. Und durch die Solaranlage auf den Dächern unserer Hallen fährt der Lkw dafür 100 Prozent sauber mit Sonnenstrom. 

Was sind für dich die wesentlichen Vorteile des Elektro-Lkw?

Harald: Der Lkw summt nur leise. Das macht ihn gerade im Einsatz in der Nacht interessant, wo man mit einem Diesel-Lkw Ärger bekommen würde wegen der Lautstärke. Also zum Beispiel in der Nähe von Wohngebieten oder dort, wo Nachtfahrverbote herrschen. Die Touren kann man dadurch ganz anders planen. Außerdem ist er frei von Abgasen. Wir fahren ja auch schon mal in die Hallen zum Laden und dafür muss der Diesel-Lkw natürlich erstmal mit laufendem Motor reinfahren. Wir haben zwar dafür eine Deckenlüftung, aber mit dem Elektro-Lkw ist das schon ein Riesenunterschied, auch vom Geräusch her in der Halle. Den größten Vorteil hat er klar für die Umwelt – gerade dann, wenn er wie bei uns mit Strom aus Sonnenenergie geladen wird.

Was meinst du, wie es sein wird, wenn du dann mit dem Elektro-Lkw unterwegs bist? Wie werden die Reaktionen sein?

Harald: Wo ich jetzt durch die Stadt gefahren bin und die Leute angeschaut habe, habe ich gemerkt, dass da was fehlte. Die haben den Lkw gesehen, aber die Geräuschkulisse war nicht da. Dann sieht man schon Fragezeichen. Alle müssen sich erstmal dran gewöhnen. Und die Kunden werden auch erstmal sehr interessiert daran sein, was da auf ihren Hof rollt. Es macht einen schon sehr stolz. Gerade wenn man der Erste ist! Es ist auch toll, dass unser Chef das Vertrauen hat und uns sagt, dass wir den fahren dürfen.

Der MAN eTGM im Einsatz bei der Firma Friedrich Wenner GmbH. In diesem Artikel könnt ihr nachlesen, warum das Unternehmen, für das Fahrer Harald unterwegs ist, auf den vollelektrischen MAN eTGM setzt.