Kraftpaket mit extrem guter Performance

StoriesTruck Life

Der MAN TGX 41.640 8x4/4 Euro 6 im Schwerlastbetrieb

Der MAN TGX 41.640 drei Tage lang im Schwerlast-Test – das war auch für Steffen Richter, MAN Fahrzeugmanager und Technischer Trainer für Sonder- und Spezialfahrzeuge, alles andere als ein gewöhnlicher Arbeitseinsatz.

Er begleitete den Schwerlastzug und seinen Fahrer Olaf Rühle beim Transport eines 205 Tonnen schweren Trafos von Lüttich nach Aubange. Olaf sollte den schweren Löwen im Auftrag seiner Firma, der Heinrich Schwertransporte GmbH, die seit 2010 mehrheitlich zur Adams-Gruppe gehört, ausgiebig testen. 

Und auch ich bekam die Chance, einmal die brachiale Kraft und das Potential unserer Schwerlastzugmaschine zu spüren.

Steffen Richter

640 PS und 3.000 Nm im Einsatz 

In Lüttich an einem Anleger der Maas wurde die schwere Fracht von einem Binnenschiff mittels zweier Lastkräne auf den 18-Achs-Modulanhänger (zweimal neun Achslinien mit Lenkschere und hydraulischer Lenkung aller neun Achsen) geladen. Ab dem späten Nachmittag wartete das Gespann auf einem Zubringer zwischen der Maas und der N90 auf die geplante Abfahrt um 21 Uhr. Zeit für Olaf und Steffen, sich über die Technik und das, was sie in der Praxis erwarten würde, zu unterhalten. Die Erklärung zum Verlauf des Drehmoments und der Charakteristik des D38-Motors sowie die Abstimmung des Getriebes TCHD mit der effizienten Anwendung der WSK wären bei Fahrer Olaf laut Steffen gut angekommen, dennoch betonte er: „Steffen, das ist die Theorie, du wirst sehen, dass es in der Praxis anders läuft und wir schon an der ersten Steigung mit acht Prozent und Kurvenfahrten voll auf Drehzahl gehen müssen, sonst schaffen wir es nicht.“ Er und Steffen einigen sich schließlich darauf, es einmal auf die Art des Profi-Anwenders Olaf und einmal auf die Art des MAN Experten zu versuchen.

Um 22 Uhr startete dann endlich die Feuertaufe für die Maschine als Fahrer Olaf das schwere Gespann mit großer Professionalität auf die N90 brachte. Nach drei Kilometern tauchte bereits die zuvor erwähnte erste Hürde mit den acht Prozent und den Kurven auf. Olaf zog in die Steigung ging auf 2.000 1/min. „Lass ihn mal auf 1900 1/ min fallen, schalte auf manuell um und wenn ich es sage, schalte einen Gang hoch. Gib dem Schieber vorher Bescheid, dass du einen Lastwechsel machst und er in seinem Gang und auf Druck bleiben soll.“ Olaf nahm Steffens Tipp zunächst etwas kritisch auf, ließ sich dann aber darauf ein „Okay, ich mache das mit. Ich kann mich ja täuschen und lerne auch von dir gerne dazu“, sagte er. Nachdem der Lastwechsel vollzogen war, fiel die Maschine kurz zusammen. „Oh jetzt wird es kritisch, das packt er nicht“, zeigte sich Olaf besorgt. Steffen hingegen blieb ganz ruhig: „Gib ihm einen kurzen Moment bis er Ladedruck aufgebaut hat. Wir sind jetzt bei 1.400 1/min, wo er voll im Saft steht, das höchste Drehmoment. Du wirst sehen, er wird sich da rausziehen.“ Im Maschinenraum bollerte es gewaltig und die Kraft aus den 15,2 Litern des D38 wurde spürbar. Olafs skeptischer Blick ging in ein Grinsen über und die Fuhre zog den Berg hoch. Nach ein paar Minuten in der Ebene fragte Steffen Olaf nach seinem Eindruck. 

„Wahnsinn das hätte ich nie für möglich gehalten, dass die Maschine das nur im Drehmomentbereich packt. Ich bin sehr begeistert! Ich lerne dazu und habe vor dem Transport gedacht ja, das ist die Theorie, aber das wird er schon in der Praxis sehen. Nun haben das Fahrzeug und auch du mich gelehrt, dass es wirklich geht.“ Die erste Etappe war geschafft.

Steffen darf ran

In der zweiten Nacht startete nach Abfahrtskontrolle und Warten auf die Polizei um 21 Uhr die zweite Runde. „So Steffen ran ans Steuer. Jetzt wirst du deine Maschine und das Gewicht einmal selbst fühlen“, wandte sich Olaf entspannt an seinen Mitfahrer. Als er seine Nervosität bemerkte, gab er ihm ganz ruhig noch ein paar Anweisungen. Dann hieß es Gang rein, über Funk den Schieber anrufen, dass Druck von hinten gebraucht wurde, und Feststellbremse auf. „Was für ein Gefühl, wenn sich 340 Tonnen in Bewegung setzen“, erinnert sich Steffen. Er zog los, vollzog einen ersten Fahrbahnwechsel, kommunizierte viel mit dem Schieber. „Es war eine Herausforderung, aber ich spürte, wie die Maschine, die Technik und ich eins wurden.“
Nach zirka 20 Kilometern tauschten die beiden Fahrer wieder zurück, da es durch viele Ortschaften ging, mit engen Passagen und mehrfachem Umhängen.

Profis am Werk

Bevor der Trafo an seinem endgültigen Bestimmungsort ankam, galt es in der dritten Nacht noch eine Spitzkehre zu meistern. Steffen nutzte die Gelegenheit, das Manöver von außen zu betrachten und zu filmen. Der Kollos setzte sich in Bewegung und Olaf lenkte die Kombination ganz souverän in die Spitzkehre. Bei 1.400 Umdrehungen hielt er an und es musste eine zweite Zugmaschine mit angespannt werden – eine Feuertaufe auch für deren Fahrer Nico. Dann zogen beide synchron, während der Schieber auf Druck zuvor ging. Mit höchster Professionalität und Konzentration brachten die Drei das Gespann bergauf. „Wahnsinn, was Mensch und Material hier geleistet haben“, kommentiert Steffen.
Aber auch Fahrer Olaf zeigte sich am Ende der Tour mehr als überzeugt vom MAN TGX 41.640: „Ich hätte nicht geglaubt, dass so viel Potential aus dem Fahrzeug und dem Motor herauszuholen ist bei niedrigen Drehzahlen oder im höchsten Drehmomentbereich. Ich bin positiv beeindruckt vom D38.“

Neben der überzeugenden Leistung des Löwen erbrachte die Tour ein weiteres positives Ergebnis: Wenn Profis wie Olaf und Steffen ihr Wissen teilen, können sie auch voneinander noch jede Menge lernen.