Dieser MAN lässt Staub blass aussehen

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Innovatives Multitalent für Hermann Trollius GmbH im Einsatz

„Kalk ist Leben“, wirbt die Website der Hermann Trollius GmbH für ihr vornehmliches Produkt, das im firmeneigenen Steinbruch tagtäglich gewonnen und neben Dolomit zu hochwertigen Produkten für die Stahl-, Glas-, Zucker- und Futtermittelindustrie verarbeitet wird.

Kalk wirbelt aber auch ganz schön viel Staub auf, und zwar bei der Förderung des Gesteins, das im ersten Schritt der Verarbeitungskette aus den Wänden des Steinbruchs gesprengt wird. Der Schmutz würde sich dann bei nicht fachgerechter Entfernung nicht nur auf dem kompletten Firmengelände und an den Fahrzeugen absetzen, sondern auch auf die angrenzenden Straßen und die Ortschaft, die nahe der Firma liegt, verteilen. „Wir müssen dafür sorgen, die Staubbelastung relativ gering zu halten. Die Verschmutzung soll im Prinzip bei uns auf dem Firmengelände bleiben und nicht nach außen weitergetragen werden“, erklärt Firmeninhaber Hermann Trollius.

Schon immer habe man aktiv daran gearbeitet, wirksame Mittel gegen den Feinstaub zu finden. So wurden beispielsweise mit einem Rohrleitungssystem und Sprinkleranlagen Fahrwege feucht gehalten und gewisse Bereiche komplett bewässert. Zum Teil seien auch Wasserladungen in der Radlader-Schaufel transportiert und auf die Fahrwege aufgebracht worden. Hundertprozentig zufrieden war Hermann Trollius bisher allerdings mit keiner der angewandten Lösungen. Im Familienunternehmen, das bereits seit sieben Jahrzehnten besteht, spielen Innovationen und Verbesserungen seit jeher eine große Rolle – halbe Sachen passen da nicht wirklich ins Konzept. Weshalb Trollius auch ausgiebig recherchiert hat, um eine im wahrsten Sinne des Wortes saubere Lösung für die Staubthematik zu finden.

Im Internet machte Hermann Trollius schließlich eine entscheidende Entdeckung: Auf der Website des italienischen Unternehmens Ravasini stieß er auf Bewässerungsfahrzeuge, die beispielsweise in Minen zum Einsatz kommen, und war fasziniert von der verbauten Technik. Er nahm Kontakt zu Ravasini auf und erklärte, welche Funktionen er sich für sein Wasserfahrzeug wünsche. Für die Firma in Parola (Parma), sei sein Auftrag schon eine Neuheit und somit eine große Herausforderung gewesen, trotzdem habe alles umgesetzt werden können, freut sich Trollius. 

Der Lieferung des außergewöhnlichen Multifunktions-Fahrzeugs ging ein nicht weniger außergewöhnlicher Entstehungsprozess voraus. „Im Prinzip lief alles online“, verrät Trollius. Er selbst habe überall Bilder und Filme gemacht und habe mit diesem Material dann den italienischen Aufbauer gebrieft. So gelang es der Firma, ein Fahrzeug auf Basis eines MAN TGS 26.510 zu bauen, das über sechs verschiedene technisch ausgefeilte Reinigungsfunktionen verfügt.

Unter anderem kann das Fahrzeug Wasser aus einem Fluss oder See saugen und sich somit selbst befüllen. Außerdem können über schwenkbare Froschmauldüsen vorne große Wassermengen mit wenig Druck auf die Fahrbahn aufgebracht werden, um größere Verschmutzungen wegzuschwemmen. Die Düsen lassen sich vom Fahrzeuginneren aus über einen Joystick verstellen und schwenken. Mit einem Hochdruckbalken, der hinten am Wasserfahrzeug angebracht ist, kann die Straße wie mit einem Dampfstrahler abgezogen werden. Über die schwenkbare und absenkbare Stange erfolgt somit eine Hochdruckreinigung der Straßenoberfläche. Mit drei separat schaltbaren Düsen, die ebenfalls hinten angebracht sind, können staubige Pisten im Steinbruch mit einem Sprühnebel, der wie ein leichter Regen fällt, feucht gehalten werden.

Ein Monitor, der an die Spritzkanone eines Feuerwehrautos oder einen Wasserwerfer erinnert, wurde auf den Tank gesetzt. Die Anlage, die von einem amerikanischen Hersteller stammt, verfügt über eine sehr gute Wurfleistung und lässt sich wie die Froschmauldüsen vom Fahrerhaus aus steuern. Sie lässt sich nach oben und unten drehen, kann einen weiten Wasserstrahl schießen oder einen großflächigen Nebel versprühen. Des Weiteren ist der Multitalent-MAN mit 20 Meter Schlauch, der auf einer Trommel sitzt, ausgestattet. Damit kann das Wasser mit Hilfe einer Handpistole zum Beispiel in Ecken verteilt werden, die mit dem Fahrzeug schwer oder nicht zu erreichen sind. 

Bei dem neuen Fahrzeug wurde auch sehr auf die Sicherheit geachtet: mit Geländern links und rechts vom Tank, Arbeitsscheinwerfern für gute Sicht und einem Kamerasystem, das über einen großen Monitor im Inneren des MAN abrufbar ist.

Durch die vielseitigen Funktionen ist das innovative Wasserfahrzeug nicht nur bestens für die Verschmutzungen im Steinbruch geeignet, sondern bietet auch eine perfekte Lösung für den Einsatz auf  öffentlichen Straßen. Gerade wegen dieser Multifunktionalität habe Hermann Trollius es der Anschaffung einer Reifenwaschanlage, wie sie gerne in Betrieben wie seinem zum Einsatz komme, vorgezogen.

MAN-Fahrzeuge haben sich im Unternehmen bewährt und kommen bei den Fahrern gut an. Deshalb starten neben dem neuen Wasser-Löwen demnächst auch drei weitere neue MAN im Steinbruch. Und Hermann Trollius’ ausdrücklicher Wunsch war es, dass sein Spezialfahrzeug ebenfalls auf Basis eines MAN mit MAN HydroDrive® aufgebaut werden sollte: „Wir brauchen ein wendiges Fahrzeug mit lenkbarer Achse und mehreren Antriebsachsen für das Gelände im Steinbruch“, sagt er. Wer allerdings das neue Wasserfahrzeug fahren soll, stellt Hermann Trollius noch vor Entscheidungsprobleme. „Bis jetzt ist es mein Baby“, lacht er und es sei klar, dass es eine ordentliche Einweisung geben müsse, bevor das Fahrzeug bedient werden könne. „Einen fixen Fahrer wird es nicht geben“, verrät er dann aber doch, schließlich würde das Fahrzeug auch nicht ständig gebraucht. „Es ist ein reines Servicefahrzeug, das dazu dient, die Anlagen und Fahrwege sauber zu halten.“

Kalk ist Leben –  das wird bei Trollius auch weiterhin gelten. Vom Staub und Schmutz, den das Gestein beim Abbau aufwirbelt, wird in Zukunft dank des innovativen Wasserfahrzeugs aber nicht mehr allzu viel zu sehen sein.

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