In Corona-Zeiten auf dem Fahrersitz gelandet

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Im Lockdown änderte Johanna ihre Berufspläne

„Man wächst an jeder Herausforderung, dieser einen hätte ich mich ohne Corona-Krise bestimmt nicht gestellt“, ist sich Johanna Leidig aus Baden-Württemberg sicher. Die eine Herausforderung, von der sie spricht: Johanna sitzt seit dem ersten Lockdown hinter dem Steuer eines MAN TGX 26.640 und fährt Holztransporte für das kleine Fuhrunternehmen ihrer Familie. Ohne Corona hätte die 22-Jährige nach dem Maschinenbau-Studium einen Job im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen angefangen – ein Plan, der wegen der Pandemie platzt. Deshalb entschließt sich Johanna, die während des Studiums ihren Lkw-Führerschein gemacht hat, im elterlichen Betrieb einzuspringen, und steigt ins Fahrerhaus. Als Kind hat sie ihren Vater viel begleitet und sich gewünscht, auch selbst einen Lkw zu steuern – den Berufswunsch Fahrerin hatte sie allerdings nicht. Jetzt springt sie ein, wenn sie gebraucht wird: „Wenn die Fahrzeit eines Fahrers zu Ende ist, fahre ich weiter“, erzählt sie.

Ich liebe das Gefühl, ein so großes Fahrzeug steuern zu können. Mir gefällt es, im Spiegel zu sehen, welche Massen an Holz ich bewegen kann.

Johanna ist sich sicher, dass sie in den vergangenen Monaten ihre Fahrkünste deutlich verbessern konnte und viel gelernt hat. Dazu gehören interessante Einblicke in den Alltag der Berufskraftfahrer, von denen sie einige auch weniger gut findet. Etwa die Einsamkeit in diesem Job: „Stundenlang allein unterwegs zu sein, ist für mich als kommunikationsfreudigen Menschen echt schwierig“, gesteht sie. Und nach der Zeit im Fahrerhaus weiß sie, dass es als Hauptjob auf Dauer für sie nicht in Frage kommt. Im Herbst wird sie ein weiteres Studium im Vertriebsmanagement beginnen, um dann langfristig im Bereich Sondermaschinenbau Fuß zu fassen.

„Mein Respekt geht definitiv an alle, die diesen Job jeden Tag machen. Ganz besonders natürlich an die Holzfahrerinnen, von denen es viel mehr geben sollte“, lacht Johanna. Und auch sie selbst wird dem Holztransporter nicht komplett den Rücken kehren. „Meinen Urlaub werde ich natürlich zum größten Teil dem Lkw-Fahren widmen. Denn ganz aufgeben könnte ich das Fahren nicht.“