Vom Fahrrad zur Lkw-Produktion

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Die Geschichte um Gräf & Stift und den Wiener Löwen

Im Jahr 1901 gründeten die Brüder Carl, Heinrich und Franz Gräf mit dem Händler Wilhelm Stift die Firma Gräf & Stift und stiegen in die Automobil-Produktion ein. Eine österreichische Erfolgsgeschichte, in der auch der Löwe eine wichtige Rolle spielt.

Am 6. Juli 1896 eröffnete Carl Gräf mit seinen beiden Brüdern Heinrich und Franz im 9. Wiener Bezirk eine Fahrradwerkstatt. Dort bauten und reparierten sie aber nicht nur Fahrräder, sondern auch motorisierte Tandemräder und stiegen in die Automobilfertigung ein: 1898 konstruierte die Brüder den weltweit ersten funktionierenden Kleinwagen mit Vorderradantrieb. Als sie das innovative Fahrzeug 1901 auf der Weltausstellung vorstellten, wurde der Händler Wilhelm Stift auf sie aufmerksam. Darauf folgte die Gründung der gemeinsamen Firma Gräf & Stift und der Einstieg in die Automobilproduktion. Ihre hohen Qualitätsstandards brachten den Wienern Kunden aus dem gehobenen Bürgertum und dem Adel ein. Bereits 1910 beliefen sich die Bestellungen auf eine doppelte Jahresproduktion. Gräf & Stift baute Personenautos, Lastwagen und Busse. Letztere begründeten 1907 den ersten motorisierten Postlinien-Verkehr in den Dolomiten. Ab 1938 stellte das Unternehmen die Pkw-Produktion ein. Nach dem zweiten Weltkrieg hielt sich Gräf & Stift zunächst mit der Instandsetzung von Straßenbahnwagen über Wasser. Zur Produktpalette zählten neben Lastwagen und Omnibussen auch Schienenfahrzeuge und Straßenbahnzüge. Die breite Produktionsausrichtung erforderte ständig neue Investitionen, welche die Firma nach und nach in eine finanzielle Schieflage brachten. 

MAN tritt auf den Plan

1971 kam es unter Federführung von MAN zum Zusammenschluss von Gräf & Stift mit der ÖAF und damit zur Fusion der beiden ältesten Automobilhersteller Österreichs. Von nun an konzentrierte sich die ÖAF auf den Lastwagenbau und Gräf & Stift auf die Herstellung von Omnibussen.

Die ÖAF-Gräf & Stift AG übernahm von MAN in einem gemeinsamen Produktionsverbund Fahrerhäuser, Achsen und Motoren und fertigte daraus nach einem Baukastensystem vor allem Spezialfahrzeuge. Im Geschäftsjahr 1999-2000 belief sich beispielsweise die Produktion auf über 2.500 Spezial-Lkw, vor allem Schwerlastzugmaschinen für Zuggewichte bis 250 Tonnen. Gebaut wurden außerdem Flughafenbusse, Stadtbusse mit alternativen Antrieben, wie zum Beispiel Erdgas, und nicht zuletzt die imposante Zugmaschine für die Ariane 5 Rakete. 

Am Standort Steyr werden noch Lkw der leichten, mittelschweren Reihe und Komponenten für den internationalen MAN-Produktionsverbund gebaut.

Im Zeichen des Löwen

Die ÖAF erneuerte 1982 ihren Kühlergrill und adaptierte den Gräf & Stift Löwen. Die Gebrüder Gräf hatten den Löwen, dem der Bronzelöwe der Donaukanal-Schleusenbrücke in Wien-Nußdorf als Vorbild diente, 1921 als Markenzeichen registrieren lassen. 

Der Wiener Löwe wurde zu Werbezwecken und vor allem als Kühlergrillverschraubung verwendet und später auf den Kühlergrills der Nutzfahrzeuge angebracht.

Interessanterweise geht auch diese Tierfigur auf Heinrich den Löwen zurück und so verbindet der Löwe Braunschweig mit München und Wien. Alle drei Standorte bilden wichtige Teile der MAN Konzern-Historie.

Quelle: MAN Truck & Bus SE, Historisches Archiv