Ein langes Schaustellerleben

Truck Life

Immer unterwegs mit einem treuen Begleiter

Der Beruf des Schaustellers folgt einer langen Tradition. Schausteller gibt es weltweit seit dem Altertum. Auch die Familie von Joachim Zehle blickt auf eine lange Geschichte zurück, was die Ausübung dieses Berufes angeht.

Er selbst ist Schausteller in der vierten Generation. „Meine Bestimmung war es schon immer, Schausteller zu sein“, sagt er, etwas anderes wäre für ihn also gar nicht in Frage gekommen. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“ Fester Bestandteil des Berufes ist es, unterwegs zu sein. Ab dem Start der Saison im März bis zum Ende der Weihnachtsmärkte heißt es immer wieder zu fahren, Stände an einem Ort auf-, ab- und schließlich an einem anderen Ort wieder auf- und abzubauen.

Einer, der Joachim Zehle schon sein komplettes Schaustellerleben lang unermüdlich und einsatzstark begleitet, ist der Oldtimer MAN F7 19.230, der seit Anfang der 70er Jahre im Besitz der Familie ist. Joachims Vater Joachim Zehle senior hat den schmucken Lastkraftwagen damals angeschafft. Seitdem wurde das Fahrzeug nicht mehr aus der Hand gegeben. „Fahren ist ein fester Bestandteil unseres Lebens“, sagt Joachim Zehle, dabei entwickele sich auch eine Liebe zu gewissen Fahrzeugen. „Damals war es das Nonplusultra, einen MAN zu haben“, sagt Zehle, der noch ein Kleinkind war, als sein Vater den Lkw kaufte. Er hatte ihn von einem Bekannten übernommen, der sehr darauf bedacht war, den MAN in gute Hände zu geben. Tatsächlich stand und steht der MAN F7 bei den Zehles hoch im Kurs. „Wir haben das Fahrzeug all die Jahre in Ehren gehalten“, sagt Joachim Zehle, der auch heute noch viel Zeit in die Pflege des rüstigen Oldies steckt. Schließlich ist er nicht wenig stolz darauf, nicht nur im Besitz des charmanten Lkw zu sein, sondern ihn auch fahren zu können. Das sei etwas ganz anderes als mit den modernen Fahrzeugen, in denen man fast schon wie im Flugzeug sitze, lacht der 52-Jährige. Er selbst hat alles von seinem Vater gezeigt bekommen. „Ich hätte es ansonsten auch nicht gekonnt.“ Tatsächlich braucht es einiges an Handgriffen und Fußarbeit mehr, den MAN F7 auf der Straße zu bewegen. Angefangen bei der Lenkradschaltung oder der Tatsache, dass beim Aus- und Einkuppeln Zwischengas gegeben werden muss.

Ich weiß, dass der Lkw etwas ganz Besonderes ist, und passe sehr gut darauf auf.

Die Herausforderung liegt nicht allein beim Fahren. Der Oldtimer- MAN braucht außerdem viel Aufmerksamkeit und Pflege, um in Schuss zu bleiben. Joachim Zehle liegt deshalb immer wieder selbst unter dem Lkw, „es muss viel gefettet und geschmiert werden“, erklärt er. Dass man dabei selbst ein paar schwarze Flecken abbekommt, müsse man in Kauf nehmen. Da der MAN F7 den ganzen Sommer über draußen verbringt, hinterlassen Sonne, Wind und Regen einige Spuren auf dem Lack des Oldtimers. Für solche größeren Arbeiten baut Joachim Zehle seit langer Zeit auf den Servicebetrieb von Toni Maurer in Mauerstetten: „Die letzten 20 Jahre war der MAN F7 zur Inspektion immer nur in diesem Betrieb. Der Meister dort hat früher als Lehrjunge selbst auf diesem Lkw-Typ gelernt, deswegen ist es immer etwas ganz Besonderes, wenn ich unser Fahrzeug dorthin bringe.“

Auch auf der Straße wird der Einsatz des Schaustellerfahrzeugs, das seit inzwischen 52 Jahren für die Familie Zehle treu die Anhänger zieht, immer wieder honoriert. Von anderen Truckern, die es zu schätzen wissen, „wenn man mit einem solchen Fahrzeug noch auf der Straße unterwegs ist“, sagt Joachim Zehle, und es nicht selten mit einem Hupen zum Ausdruck bringen. Für ihn ist der MAN F7 untrennbar mit seinem Leben als Schausteller und mit dem seines 2018 verstorbenen Vaters verwoben. „In Memory of Joachim Zehle“ steht auf einem Schild hinter der Windschutzscheibe zusammen mit einem Foto des Vaters, der sich immer gewünscht hat, dass der Oldie in Ehren gehalten wird. „Vielleicht sieht er es von oben und freut sich“, sagt Joachim Zehle. Gerade startet er mit dem frisch aufpolierten und gerichteten MAN F7 zum nächsten Volksfesteinsatz, dem Tänzelfest in Kaufbeuren. Sobald sein Anhänger, aus dem heraus er Grillwürste, Schaschlikspieße und andere Leckereien verkauft, dort aufgebaut ist, bringt er seinen Oldtimer-Schatz wieder nach Hause. Er selbst bleibt die ganze Zeit vor Ort und wohnt während des Volksfestes in einem Wohnwagen. Für den MAN F7 wünscht er sich aber ein bisschen mehr Schutz und Ruhe und stellt ihn lieber sicher zu Hause ab. Bis zum nächsten Einsatz und Ortswechsel, der für Schausteller Joachim Zehle und seinen MAN kommt, sobald das eine Fest endet und das nächste beginnt. So läuft das Schaustellerleben eben.