MAN mit drei Leben

Viele Fahrer werden es bedauern, dass sie nicht einen ihrer alten Lastwagen gerettet haben. Franz Bockheim hat es richtig gemacht: Er ist seinem MAN 15.230 treu geblieben und hat ihn aufwendig restauriert.

Der Klassiker von MAN ist im Volksmund als Pausbacke bekannt. Das Modell kam zu diesem Namen, weil seine Kabine rund ist und durch die sichtbaren Falten oder „Wangen“ aussieht wie ein Gesicht.

Dieser Fahrzeug-Typ von MAN aus den Sechzigern zählt heute eher zu den Raritäten, vor allem als 3 Achser. Das ist auch der Grund, warum der MAN 15230 DBFK von Franz Bockheim so besonders ist. D steht für Dreiachser, B für Blattgefedert, F für Frontlenker und K für Kipper.

Der MAN unterscheidet sich allein durch seinen Zustand von anderen. Er hat einen hohen Auspuff, eine moderne Pritsche und eine DB-Plakette. Nicht Original, werden vielleicht manche sagen, das ist wahr, aber alle Zeichen zeugen von einem langen und arbeitsamen Lkw-Leben.

Niemand kennt diese Geschichten besser als Franz. Der MAN 15.230 war der erste neue Lastwagen, den er selbst fuhr – inzwischen ist er seit 51 Jahren in seinem Besitz. Franz ist 82 Jahre alt und steuert den Lkw mit großer Geschicklichkeit selbst durch die engsten Straßen. Franz wurde in eine Lkw-Welt geboren. Sein Vater, der auch Franz Bockheim hieß, hatte ein Transportunternehmen.

Als wir den Lkw gekauft haben, war klar, dass es nur ein MAN sein konnte. Nachdem ich ihn fahren sollte, durfte ich mitentscheiden. Ich wollte einen Lkw mit 3 Achsen

erinnert sich Franz.

Das Leben des MAN begann Ende 1966 als er in München gebaut und von seinem neuen Besitzer abgeholt wurde. In den folgenden Jahrzehnten sollte sich herausstellen, dass es die richtige Entscheidung war, dieses Fahrzeug zu wählen.

Das Transportunternehmen liegt in Engelskirchen. Transportiert wurden meistens Baustoffe aus verschiedenen Steinbrüchen in der Nähe von Köln und dem übrigen Rheinland, ins Sauerland und das Siegerland. Vom ersten Moment an musste der Lkw kämpfen, mit 230 PS musste er mit schweren Lasten über Kies, Sand, Berge und Asphalt.

„Jeden Tag haben wir im Durchschnitt 400 Kilometer zurückgelegt“, sagt Franz. Die steilen Hänge und die schlechten Straßen sorgten für großen Verschleiß an Antrieb und Bremsen. Die Bremsbeläge des Fahrzeugs mussten jedes Jahr erneuert werden und auch die Kupplung, die Federn und der Motor wurden stark in Anspruch genommen und mussten regelmäßig gewartet werden.

Nach fast 10 Jahren wurde der Kipper zum Wechsel-Brücken-Fahrzeug umgebaut. So war es möglich, den Lkw als Kipper mit Anhänger oder als Sattelzug zu fahren. Dadurch konnte das Unternehmen den Transport vieler verschiedener Waren anbieten. Zu den Kunden zählten damals die Stahlindustrie, die Deutsche Bahn und viele andere Firmen.

1993 war der Lkw dann reif für die Pensionierung und somit bereit für ein anderes Leben: In den kommenden Jahren wurde er zum Oldtimer umgebaut. Dabei wurden Motor, Ladeluftkühler, Antriebsstrang und Kabine komplett saniert. Die Kabine erhielt ein neues Dach und eine Erweiterung mit Schlafkabine. Heute wird der MAN ausschließlich dafür genutzt, zu verschiedenen Oldtimertreffen zu fahren.

Manchmal ist der Lkw in seinem dritten, bequemen Leben mit einem Tieflader unterwegs, beladen mit einem 14-Tonnen U-Bootmotor, ebenfalls der Marke MAN.

MAN-Experte Bockheim hat den Motor GV22/33A Jahrgang 1944/1945 für einen anderen Oldtimerkollegen restauriert. Der 720 PS starke Motor wurde in Augsburg gebaut, kam aber nie in einem U-Boot zum Einsatz. Stattdessen war er bis 1961 in einem Kraftwerk in Bayern in Betrieb.

Nach mehr als einem halben Jahrhundert mit seinem MAN 15.230 DBFK ist Franz Bockheim immer noch stolz auf seinen Lastwagen. Sicher, beide haben sich mit den Jahren verändert, aber das ist das Leben.

Der Artikel ist im Schwedischen Original von Chris Eckermann in der Zeitschrift „Klassiska Lastbilar“ erschienen.

Technische Daten „Pausbacke“