„Ohne uns läuft am Airport nichts“

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Lars Schäfer ist für die Flughafenfeuerwehr Hannover im Einsatz

Wenn man Feuerwehr hört, dann denkt man natürlich immer an das Schlimmste, an Brände und Großfeuer, an Unfälle und Katastrophen. Aber ernste Vorfälle gibt es selten. Das liegt unter anderem an modernem Brandschutz und den entsprechenden Vorschriften. Trotzdem muss man für den Fall der Fälle optimal vorbereitet sein, mit professionell ausgebildeten Einsatzkräften und der besten technischen Ausstattung, zum Beispiel Rettungsfahrzeugen. Die Rosenbauer E5000, ein 18 Tonnen schweres Rettungstreppenfahrzeug, ist eine Besonderheit im Fuhrpark der Flughafenfeuerwehr des Hannover Airport. Die E5000 basiert auf einem MAN TGM 18.340 mit 4×4 Antrieb und 341 PS, für den sich die österreichischen Spezialausstatter sicherlich aufgrund seiner extrem guten Qualität und Zuverlässigkeit entschieden haben. Mit weniger darf man sich bei der Feuerwehr auch nicht zufriedengeben.

Wir haben uns vor Ort umgeschaut und mit Lars Schäfer gesprochen, der beides ist, Trucker und Feuerwehrmann, und der einen ganz besonderen Job macht.

Feuerwehrmann, das wollte doch jeder kleine Junge schon mal werden. Bei den meisten wurde dann aber nichts draus. Wie war das bei dir?

Lars: „Ich bin erst relativ spät in die hauptberufliche Laufbahn der Feuerwehr eingestiegen. Feuerwehrmann bin ich zwar bereits seit 1988, aber ich habe ab 1992 im Rettungsdienst gearbeitet. Dort habe ich den Beruf des Notfallsanitäters ausgeübt und bin ab 2002 auf einem Rettungshubschrauber geflogen. Mit meinem Wechsel zur Flughafenfeuerwehr habe ich 2018 meinen Kindheitstraum erfüllt. Hier verbinde ich meine beiden Leidenschaften zur Feuerwehr und zur Fliegerei. Für mich die beste Entscheidung meines beruflichen Lebens.“

Flughafenfeuerwehr, das klingt ja noch mal eine Nummer größer als nur Feuerwehr. Was macht den Unterschied?

Lars: „Von der S-Bahn bis zum Großraumflugzeug, dem Wohnhaus bis zum Passagierterminal oder dem Tanklager bis zum Vorfeldtunnel – das Gelände des Hannover Airport ist mit den Gegebenheiten einer kleinen Stadt vergleichbar.Die besondere Herausforderung stellen aber Einsätze mit Luftfahrzeugen dar. Große Mengen Treibstoff und teilweise mehrere hundert Passagiere in einem Flugzeug, die im Notfall gerettet werden müssen. In nur drei Minuten nach Alarm müssen wir an jedem Punkt der Flugbetriebsflächen einsatzbereit sein – eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass in Hannover die nördliche Start- und Landebahn allein 3.800 m lang ist und das Gelände eine Fläche von immerhin fast 1.000 ha misst. Ohne uns läuft am Airport nichts, denn wenn die Einsatzbereitschaft der Flughafenfeuerwehr nicht gegeben ist, dürfen Flugzeuge weder starten noch landen.“

Wie sieht denn die tägliche Arbeit eines Flughafenfeuerwehrmanns aus?

Lars: „Wir von der Flughafenfeuerwehr Hannover machen 24-Stunden-Schichtdienst zur Besetzung von 20 Funktionen. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass wir Feuerwehrmänner auf unserer Feuerwache sitzen und auf Alarme warten, ist unser Alltag in der Realität von der Sachgebietsarbeit und der Ausbildung geprägt.

Eine 24-Stunden-Schicht beginnt um 8 Uhr mit dem Wachwechsel und nach der Einteilung und der Aufgabenverteilung beginnt der Dienst mit einer Überprüfung der Fahrzeuge und der Ausrüstung. Eine Schicht teilt sich in 8 Stunden Arbeitszeit, 8 Stunden Bereitschaftszeit und 8 Stunden Ruhezeit auf. Innerhalb der Arbeitszeit gehen alle ihrer Sachgebietstätigkeit nach, wenn wir nicht durch Alarme, Einsätze oder sonstige erforderliche Tätigkeiten anderweitig gebunden sind. Feuerwehren müssen 365 Tage im Jahr – 24 Stunden einsatzbereit sein. Somit gehört auch die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen zur Normalität und es stellt sich ein ganz eigener Rhythmus zwischen Familie und Freundeskreis ein.“

Braucht man als Fahrer eines Löschzuges/Einsatzfahrzeuges eine spezielle Ausbildung?

Lars: „Auch die größten Feuerwehrfahrzeuge benötigen „nur“ die LKW-Fahrerlaubnis. Allerdings steht bei der Flughafenfeuerwehr Hannover vor jedem ersten Einsatz als Maschinist auf einem Großfahrzeug eine umfangreiche Ausbildung in Theorie und Praxis, bis hin zur Prüfung. Alle Sonderfahrzeuge haben ihre besonderen Eigenschaften und die müssen wir Fahrer aus dem Effeff beherrschen.“

Ihr habt eine E5000 im Fuhrpark eurer Einsatzfahrzeuge. Was kann die, was andere nicht können?

Lars: „Die E5000 ist gleichzeitig Rettungsweg für Passagiere und Angriffsweg für die Feuerwehr zugleich. Sie ermöglicht einen gesicherten Zugang ins Flugzeuginnere. Mit ihrer Hilfe können die Einsatzkräfte im Ernstfall Menschen retten, die nicht in der Lage sind, das Flugzeug selbstständig zu verlassen oder zur Brandbekämpfung in Flugzeuginnere vorzugehen. Das gilt auch für medizinische Notfälle. Die Rettungstreppe lässt sich innerhalb kurzer Zeit überall auf dem Vorfeld und notfalls auch neben der Start- und Landebahn einsetzen.“ 

War die E5000 bereits im Einsatz oder gab es bereits eine Übung damit?

Lars: „Wir von der der Flughafenfeuerwehr müssen unsere Fahrzeuge zu jeder Zeit perfekt beherrschen. Neben einer umfangreichen Ausbildung gehören bei der E5000 auch die täglichen Überprüfungen und regelmäßige Übungen dazu. Insbesondere im Rahmen von Rettungsdiensteinsätzen an Verkehrsflugzeugen ist die Rettungstreppe regelmäßig im Einsatz, um den Einsatzkräften einen schnellen und sicheren Zugang zu bieten und um Patienten mit der Krankentrage aus dem Flugzeug zu transportieren.“

Deine dramatischsten Einsätze der letzten Jahre, kannst du uns davon erzählen?

Lars: „Das Flugzeug ist im Vergleich zu allen anderen Verkehrsträgern das sicherste Fortbewegungsmittel der Welt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es seit seiner Gründung im Jahre 1952 am Hannover Airport bis heute keinen ernsten Zwischenfall mit einem Verkehrsflugzeug gegeben hat. Der Alltag ist geprägt von den „Standardeinsätzen“ wie bei allen Feuerwehren und Rettungsdiensten, Zwischenfälle mit Luftfahrzeugen sind da Gott sei Dank die Ausnahme.“