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Marcus Esser hat seinen Wohn- und Arbeitsort in einen Lkw verlegt

Ein MAN TGM mit Bliss Mobil Wohnkoffer-Aufbau als Wohn- und Arbeitsraum? Ein Fahrzeug, das den meisten als Expeditionsmobil ein Begriff ist, dient Marcus Esser seit einigen Monaten als solches. Um nicht nur im MAN TGM Bliss Mobil wohnen und arbeiten, sondern diesen auch fahren zu können, machte der Physiker zunächst einmal seinen Lkw-Führerschein.

Wohnen und arbeiten, wo immer es einen gerade hinzieht – funktioniert selbst für Fernfahrer nicht uneingeschränkt, schon allein deshalb nicht, weil sie fest an ihren Tourenplan gebunden sind. Bei Marcus Esser geht es aber schon viel mehr in diese Richtung. Nach einem radikalen Wandel hat er sein altes Leben ziemlich auf den Kopf gestellt, neu geordnet und so zu einem neuen Lebens- und Arbeitsgefühl gefunden. In der Hauptrolle mit dabei: Sein MAN TGM 18.320 4×4 mit Bliss Mobil-Wohnkoffer-Aufbau.

Ein Tiny House auf Rädern, so lässt sich das Expeditionsmobil von Marcus Esser kurz beschreiben. Damit ist aber noch längst nicht alles gesagt, denn was das 11,2 Tonnen schwere Fahrzeug im Wohnaufbau bietet geht weit über den normalen Wohnmobil-Standard hinaus. Haushaltstandard war die Messlatte, die Marcus Esser bei der Entstehung seines modernen Wohnkonzepts erreichen wollte. Der promovierte Physiker arbeitete lange Jahre in der Industrie, im Bereich Technology Innovation Management, dazu zählte der weltweite Aufbau von Innovationslaboren, die Verantwortung für viele Mitarbeiter, bis zu 100 Nächte in Hotels und 150 Flugsegmente im Jahr. 2016 dann der Schnitt: Eine schwere Erkrankung zwingt den damals 45-Jährigen zum Nachdenken und Überdenken des bisherigen Lebensstils: „Ein Moment im Leben, an dem man sich dann überlegt, ob man eigentlich alles so richtig macht.“ Eine Erkenntnis, die er dabei für sich gewinnt: nur noch privat auf Reisen zu gehen. Außerdem beginnt er damals damit, sich immer mehr mit dem Thema mobiles Leben auseinanderzusetzen. Ein Prozess, den er Anfang des Jahres, mit der Anschaffung seines MAN TGM Bliss Mobils weitestgehend optimiert hat.

Zuvor hat er Erfahrungen mit einem normalen Wohnmobil mit Allradantrieb gesammelt. Diese genutzt, herauszufinden, was man braucht, dieses Leben dauerhaft führen zu können, ohne dass es zur Belastung wird. Mit dem neuen Fahrzeug hat Marcus Esser alles umgesetzt, seinen kleinen Lebensraum auf Haushaltsstandard zu bringen, mit dem es sich auf Dauer gut leben lässt. Dazu gehören gewohnt alltägliche Dinge, wie eine Porzellantoilette mit Wasserspülung, eine normale Dusche mit Armaturen, Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen, eine Standard-Küchenausstattung mit Backofen, Mikrowelle, Induktionsherd und Waschmaschine.

Bis er selbst überhaupt so weit war, seine alte Wohnung gegen das neue, zwölf Quadratmeter große Zuhause zu tauschen, musste er zunächst lernen, sich absolut auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ein wichtiger Schritt sei es dabei gewesen, vor allem Überflüssiges abzustoßen. „Man muss sich von vielen Dingen trennen“, sagt Marcus Esser, „wobei sich dann schnell herausstellt, dass man sie zu einem glücklichen Leben gar nicht braucht. Der arbeitsintensive Prozess, den Ballast über Bord zu werfen, ist jetzt abgeschlossen, darüber bin ich sehr froh.“ Glücklich macht ihn auch die Tatsache, dass er mit der Kombination aus MAN-Fahrgestell und Bliss Mobil-Wohnaufbau die für ihn richtige Wahl getroffen hat. Auch hier liegt eine arbeitsintensive Phase hinter ihm, die er durch die gute Zusammenarbeit mit MAN-Verkäufer Marco Clemens und den Ansprechpartnern von Bliss Mobil rückblickend aber als besonders gut und zielführend beschreibt, weil alle volles Engagement für das Projekt gezeigt und sich tolle Synergien ergeben hätten.

Eine der großen Herausforderungen: das Gewicht, das die Standardausstattung eines Haushalts mit sich bringt, auf ein Fahrzeug zu bekommen. Zudem wusste Esser, dass er Allradantrieb bräuchte, um später auch einmal exotischere Ziele ansteuern zu können. Und er wünschte sich eine relativ hohe Unabhängigkeit zwischen Wohnaufbau und Fahrzeug, um vor allem in Richtung technischer Innovationen im Fahrzeugbereich flexibel für die Zukunft zu bleiben. Etwa, wenn es darum ginge, in einigen Jahren von Dieselbetrieb auf eine alternative Antriebsmethode umsteigen zu können. „Vielleicht ist in ein paar Jahren die Technik von MAN schon so weit, dass es Allrad-Fahrgestelle mit Brennstoffzellenantrieb gibt – dann könnte man die Kabine umsetzen“, so Esser. Das Endprodukt der detaillierten Planungsphase: Ein MAN TGM 18.320 4×4 mit permanentem Allradantrieb, Untersetzung, drei mechanischen Differentialsperren und längstmöglicher Achsübersetzung. Für zusätzlichen Komfort sorgen ein luftgefedertes Fahrerhaus, Navi, Standheizung, Komfortsitze mit Sitzliege-Funktion und Zusatz-Luftfilter für die Kabine. Die Wohnkabine von Bliss Mobil ließe sich theoretisch auch in einem Garten abstellen und als Tiny Home nutzen. Alle Vitalfunktionen der Wohneinheit basieren auf Elektrizität, mit einem Lithiumspeicher von 20 KWh-Stunden in der Wohnkabine, eigenem 1400 Wp Solarkraftwerk und einem starken 5 kW Wechselrichter, um die ganzen elektrischen Geräte teilweise auch parallel laufen lassen zu können.

Seit Anfang Juni ist Marcus Esser mit seinem MAN Bliss Mobil unterwegs – eine intensive Zeit, in der er sich mit der komplexen Technik des Fahrzeugs auseinandersetzen und anfreunden konnte. „Diese Phase läuft noch, geht aber langsam zu Ende. Es wurde in kurzer Zeit alles sehr deutlich. Inzwischen habe ich an die 9000 Kilometer zurückgelegt und bin sehr zufrieden, wie alles läuft.“ Natürlich hätte er sich auch an das Fahren selbst gewöhnen müssen. Nachdem er seinen Lkw-Führerschein erst im vergangenen Jahr gemacht hat, bezeichnet er sich selbst noch als Neuling hinter dem Steuer. Vor allem die Dimensionen des Lkw seien anfangs gewöhnungsbedürftig gewesen. Sein Resümee ist dennoch durchwegs positiv: „Aus Sicht des Fahrzeugs ist es für einen Laien wie mich einfach toll zu sehen, wie einfach es zu fahren ist“, sagt er.

Der Lkw entspricht dem Fahrkomfort eines großen Pkw, die Unterstützung durch die Assistenzsysteme ist sehr hilfreich und in der Fahrerkabine ist es angenehm ruhig.

Und auch zum Leben sei eigentlich alles genauso, wie er es sich vorgestellt habe: „Obwohl man nur 12 Quadratmeter zum Leben hat, was normalerweise nach wenig Raum klingt, das Leben funktioniert ganz toll, mit allem, was man braucht und ohne Komfort-Einschränkungen.“

Die Geschichte über Marcus Esser und sein MAN TGM Bliss Mobil ist vielleicht nicht die klassische Trucklife Story wie wir sie sonst auf der Trucker’s World by MAN Website erwarten und lesen. Umso schöner ist es daher, dass wir auf sie aufmerksam geworden sind, zeigt sie doch wie wandelbar und überraschend das Leben sein kann, wenn wir uns trauen, auch einmal etwas anders zu machen.