Von Büssing bis eMobility

180 Jahre Heinrich Büssing – anlässlich seines Geburtstages und zu Ehren des wegbereitenden Erfinders veranstaltete der Verein Heinrich Büssing – Technik und Geschichte e.V. am 01. und 02. Juli 2023 ein Event in Braunschweig, bei dem nicht nur Oldtimer und Zeitzeugen im Mittelpunkt standen, sondern auch der epochale Wandel vom Verbrenner zur Elektromobilität eine Rolle spielte.

Vermutlich war es Heinrich Büssing nicht bewusst, welche Erfolgsstory er in Gang setzte als er 1903 also vor 120 Jahren begann, Omnibusse und Lastkraftwagen zu bauen.

Was der große Erfinder damals in Braunschweig begann und sein Geburtstag, der sich zum 180sten Mal jährte, wurden jetzt zwei Tage lang genau in dieser Stadt auf dem Braunschweiger Schützenplatz mit einem großen Programm gefeiert. Unter dem Titel „180 Jahre Heinrich Büssing“ organisierte der Verein „Heinrich Büssing – Technik und Geschichte e.V.“ ein buntes Programm, bei dem neben der Ausstellung historischer Büssing Fahrzeuge, der größten mobilen Lkw-Miniaturausstellung, der Möglichkeit des Besuches des Heinrich Büssing Hauses in Nordsteimke, auch ein Zeitzeugenstand auf die Besucher wartete, an dem Kraftfahrer, Transportunternehmer sowie Lkw-Mechaniker über ihre BÜSSING-Erlebnisse berichteten.

Ein Verein zu Ehren von Büssing

Die Leidenschaft für den für die MAN-Historie so bedeutsamen Lkw sitzt bei den Mitgliedern des Heinrich Büssing e.V. tief. Sie lassen seit 2015 ihr Herzblut für den historischen Truck in ihren Verein fließen. Aber auch schon vor der Gründung des Vereins hätte es eine „lebhafte BÜSSING Oldtimer Society“ und bereits mehrere Treffen zu dem Thema in der Region gegeben, erklärt Vereinsmitglied Olaf Kolla.

„In Braunschweig aufgewachsen, erinnert man sich gern an die vielen fertiggestellten Lastkraftwagen und Omnibusse, die in viele Teile der Welt geliefert wurden. Diese Fahrzeuge mit langen Motorhauben oder Unterflurmotoren konnte man an vielen Stellen in der Stadt sehen. Sie lösen noch heute bei jung und alt eine besondere Faszination aus, die einen eigentlich nie wieder loslässt. Wenn dann noch die Gelegenheit als Kind gegeben war, bei einem dieser Fahrzeuge mitzufahren, ist der Bazillus in einem“, beschreibt Olaf Kolla, was es mit der BÜSSING-Faszination auf sich hat. Bei ihm selbst ist sie so stark, dass er eines der besonderen Fahrzeuge bis zum heutigen Tag sein Eigentum nennen darf und sich immer wieder gerne mit dem Oldtimer präsentiert. Ebenfalls Mitglied des BÜSSING-Vereins und gewissermaßen Zeitzeuge der ersten Stunde ist Lutz Hiege, ein pensionierter Berufskraftfahrer aus Berlin. Seinen eigenen Werdegang als Kraftfahrer, wie der Beruf damals noch genannt wurde, beschreibt er so:

Ich musste unbedingt Fernfahrer werden.

Schon als Kind hätte er nichts anderes im Kopf gehabt als Lkw. Und seine ersten Fahrerfahrungen beruhen auf einer sehr eigenwilligen, aber dafür umso kreativeren Idee: Lutz Hiege nutzte die BÜSSING-Doppeldeckerbusse, die in seiner Kindheit in seiner Heimatstadt im Einsatz waren, sich in der Theorie, das Kuppeln und Schalten beizubringen. Dafür hätte er den Fahrer beobachtet und alle Bewegungen synchron zu ihm nachgeahmt. Nachdem er die Bewegungen verinnerlicht hatte, setzte er sich im Doppeldecker in die Etage über den Fahrer und stellte sich vor, selbst den Bus zu lenken.

Seinen Start ins echte Berufsleben nahm er dann zunächst mit einer Ausbildung zum Werkzeugmacher bei der Firma Zeiss Ikon. In der Freizeit fuhr er regelmäßig auf seiner Zündapp Combinette zum Checkpoint Bravo in Dreilinden: „Dort blickte ich sehnsüchtig den Lastern hinterher, die von Berlin in die Ferne fuhren“, erinnert er sich. Als er schließlich eine Stelle als Verkaufsfahrer für Coca-Cola annahm, landete er endlich selbst hinter dem Steuer. „In dieser Zeit machte ich meinen Führerschein der Klasse 2 und fing 1963 schließlich an bei der ELM-Spedition GmbH Silotransporte zu fahren.“ Anfangs musste er dort alle Fahrzeuge fahren, die Seitens des Unternehmens vorgegeben waren, sein größter Wunsch ist es allerdings schon damals, einen BÜSSING zu fahren. Dieser wurde Weihnachten 1963 endlich wahr als er zusammen mit seinem Kollegen einen funkelnagelneuen BÜSSING Comodore LU 11 mit Unterflurmotor und 192 PS zugeteilt bekam.

Als einen der größten Vorteile im Vergleich zu anderen Lkw empfand Lutz Hiege die Zentralschmierung auf Knopfdruck, die der BÜSSING mitbrachte und die das händische Schmieren ablöste. Glücklich zeigt er sich auch über die Bedingungen, die er als Fahrer vorgefunden hätte: „Die Autobahnen waren verhältnismäßig leer und Parkplätze fanden wir, wo wir wollten. Heute würde ich den Beruf nicht mehr ausüben wollen“, ist sich der 81-Jährige sicher.

Der Wandel der Zeit spielt auch für MAN am 180. Geburtstag von Heinrich Büssing eine große Rolle. Der Konzern nutzte die Feierlichkeiten, um Politik und Gesellschaft ihre neueste technologische Errungenschaft, den MAN eTruck vorzustellen. Mit der Transformation zu klimaneutralen Antrieben steht der Straßengüterverkehr vor einem bahnbrechenden Wandel. MAN startet ab 2024 die Produktion seines elektrischen Fernverkehrs-Lkw. Bereits jetzt liegen über 500 Bestellanfragen vor. „Der technologische Umbruch ist in vollem Gange. Schon 2030 soll die Hälfte unserer jährlich in Europa zugelassenen Lkw batterieelektrisch sein. Damit das gelingt, brauchen wir die Unterstützung der Politik: Beim europaweiten Aufbau von rund 50.000 öffentlichen Lkw-Ladesäulen und einer CO₂-Bepreisung, die E-Lkw wirtschaftlicher als Diesel macht“, so Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus, bei einer Fahrt mit Ministerpräsident Stephan Weil im neuen MAN eTruck zum 180. Geburtstag von Nutzfahrzeugpionier Heinrich Büssing im MAN Werk Salzgitter. Der als Büssing-Werk gegründete, und zusammen mit der Traditionsmarke später von MAN übernommene Standort, spielt als Teil des Werksverbundes von MAN und der Konzernmutter TRATON mit den Schwerpunkten in der Komponentenfertigung sowie der Ersatzteillogistik künftig auch für elektrische Lkw eine wichtige Rolle.

Hier geht es zu den schönsten Impressionen der großen Feierlichkeiten rund um Heinrich Büssing und sein großes Erbe.