Fahren als reine Herzensangelegenheit

Wie groß muss die Liebe zu Lkw sein, wenn man freiwillig einen zweiten Job annimmt, um so oft wie möglich hinters Steuer zu kommen? So verrückt kann man gar nicht sein? Michael Jerg aus Bad Rodach kann!

Mit einem roten MAN F90 aus dem Spielwarenladen hat sie angefangen – Michael Jergs Leidenschaft für Lkw und die Marke MAN. „Dieser Spielzeug-Lkw hat mir wohl damals schon den Löwen auf die Stirn gebrannt“, lacht er. An eine Fahrerkarriere hat er damals als siebenjähriger Junge vermutlich noch nicht gedacht, allerdings ist sein Interesse für die großen Fahrzeuge geweckt und bis zum heutigen Tag geblieben. Und tatsächlich entscheidet er sich auch später nie ausschließlich für die Laufbahn hinter dem Steuer. Aber so ganz ohne Lkw geht es für ihn eben auch nicht.

Als er als junger Erwachsener bei der Firma HABA in Bad Rodach arbeitet, erfährt er, dass Lkw-Fahrer für den Werksverkehr gesucht werden. Mit dem Vorgesetzten vereinbart er, dass der Job auf ihn wartet, bis er seinen Lkw-Führerschein gemacht hat.
Im April 2004 besteht er die Prüfung und startet eine Woche später als Fahrer. „Hauptarbeitsgerät war ein M2000 mit Wechselbrücke. Daneben gab es noch einen MAN F90 und schon einen MAN TGA“, erinnert sich Michael. „Ich bin den M2000 immer sehr gerne gefahren und auch heute noch ein großer Fan der 2000er-Serie.“

Die Sehnsucht nach Lkw lässt Michael nicht los

Als er ein paar Jahre später beruflich in die Metallindustrie wechselt, hört er zunächst auf mit dem Fahren, bis ihm 2010 ein Freund erzählt, dass er seine eigene Fahrschule eröffnet.
Einer seiner ersten Schüler ist Michael, der die Gelegenheit nutzt, seinen letzten fehlenden Führerschein, Klasse D, bei ihm zu machen. Danach zieht es ihn wieder hinters Steuer und er fährt bis zum Ausbruch von Corona nebenberuflich Reise- und Linienbusse. Das Interesse an Lkw lässt ihn unterdessen nicht los: „Als großer MAN-Liebhaber verspürte ich gerade in den Coronajahren immer stärker die Sehnsucht nach Lkw. Besonders die Neugier auf die neuen MAN TGX-Modelle war sehr groß“, sagt der 41-Jährige. Aber wie sollte er es anstellen? Inzwischen arbeitet er als Meister in der Arbeitsvorbereitung eines Herstellers von Kompressoren.

Ein wacher Geist bleibt aufmerksam

Michael entdeckt schließlich eine Stellenanzeige in der App der Bundesagentur für Arbeit: Die MAN-Niederlassung nahe seinem Wohnort sucht einen Hausmeister, der im Idealfall auch Überführungsfahrten übernehmen könnte. „Umgehend schrieb ich an das Unternehmen, dass ich zwar nicht als Hausmeister tätig werden könne, aber sehr gerne als Fahrer.“ Die Antwort des Gesch.ftsführers und Standortleiters erfolgt prompt und die beiden werden sich sehr schnell einig, dass Michael der Richtige für die Aufgabe ist.

„Besser hätte ich es gar nicht treffen können“, ist er sich sicher. Der Standort Dörfles-Esbach gehört zur TrögerGruppe mit Hauptsitz in Selbitz/Hof, die einer der ältesten MAN-Servicepartner in Europa ist. Warum macht Michael diesen Nebenjob und nutzt dafür seine Freizeit oder die mobile Arbeitszeitregelung mit seinem Hauptarbeitgeber, um Lkw fahren zu können? „Um Geld geht es dabei nicht“, verrät Michael gleich.

Es ist die Faszination für die Fahrzeuge, die schon immer da war. Und die Liebe zu MAN.

Daher freut er sich auch wie ein Kind vor Weihnachten, als ihn einer seiner Aufträge zu MAN nach München führt, wo er einen neuen Lkw abholen soll. „Wenn du seit frühester Kindheit für die Marke schwärmst und dann zu MAN darfst, um ein Neufahrzeug abholen, dann ist das auch im höheren Alter noch etwas Besonderes“, erklärt der leidenschaftliche Fahrer. Grundsätzlich freut er sich besonders über Fahrten mit großen Lkw.

„Je größer, desto besser“, lacht er. Und auch sein Sohn, den er gerne immer wieder auf die ein oder andere Tour mitnimmt, teilt bereits die Liebe zu den großen Löwen mit seinem Papa. „Er ist genauso ein MAN-Enthusiast, wie ich einer bin“, sagt Michael über die Lkw-Leidenschaft seines achtjährigen Sohnes. Michael, der selbst keine Lkw-fahrenden Vorbilder in seiner Familie hatte, freut sich sehr, dass er seine Leidenschaft mit seinem Sohn teilen kann, und insgeheim träumt er manchmal davon, dass sie auch später einmal gemeinsam unterwegs sein werden.

„Fahren, das bin einfach ich“, erklärt er, warum dieser Job eine reine Herzensangelegenheit ist. „So bin ich mehr durch Zufall an meinen absoluten Traum-Nebenjob gekommen.“ Als großen Bonus habe es noch die familiäre Atmosphäre mit sehr netten Kollegen und mit Niko Rödel einen prima Chef dazugegeben.
„Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dazuzugehören.“ Schön verrückt, wie das Leben manchmal so spielt!